Die Zeiten sind vorbei, als öffentliches Reden über sozialökonomische Ungleichheit en passant als „Neiddebatte“ abgebügelt werden konnte. Vor zehn Jahren sprach der Sozialhistoriker Hans-Ulrich Wehler von einem „bizarren Schauspiel“, als sich die Große Koalition aus Christ- und Sozialdemokraten auf einen Konsens einigte, wonach es sich nicht mehr gehöre, im Blick auf die BRD von „Unterschichten“ zu reden. Der einem Wahrnehmungs- und Denkverbot gleichkommende Konsens gehört zu den Eigentümlichkeiten eines Landes, das der Philosoph Ulrich Sonnemann als „Land der unbegrenzten Zumutbarkeiten“ bezeichnete.
Christoph Butterwegge, emeritierter Professor für Politikwissenschaft, bietet in seinem Buch keine Momentaufnahme sozialökonomischer Ungleichheit, sondern auf 400 Seiten einen sachkundigen …
!-->