
Foto: Imago Images/Jochen Tack
Ein erstaunliches Buch. Eine rhetorische Übung. Sie umkreist das Nachdenken über das Begehren und seine gesellschaftlichen Verkürzungen, die sich, mit einem Abstand von 46 Jahren nach der ersten Veröffentlichung des Textes, wie eine mentale und orthopädische Gebrauchsanweisung lesen lassen, in der das Dehnen des Sinnes und der Leiber wie ihr Sehnen zusammenfinden.
Das Sehnen deshalb, weil die sexualpolitischen Diskurse unserer Zeit das Begehren in einem Gulag der Ideologiekritik versenkt haben und identitätspolitisch mehr Energie auf Zensur und Sprachverbote lenken, als dem Begehren gut bekommt. Es besetzt in den heutigen Diskursen einen ähnlichen Platz wie in der Epoche des Kolonialismus das Reden vom „dunklen Kontinent“, um den Prei…