der Freitag
The week
from 10. until 16. May 2018
Spanien
Endlich gewählt

Foto: Imago
Dieser Rückzug soll unwiderruflich sein. Carles Puigdemont hat seine Absicht aufgegeben, noch einmal Regionalpräsident Kataloniens zu werden, und stattdessen den Publizisten Joaquim Torra (Foto) vorgeschlagen. Anfang der Woche ist die katalanische Legislative dem gefolgt. Der neue Regierungschef in Barcelona kommt aus dem zivilgesellschaftlichen Unterbau der Unabhängigkeitsbewegung und war zuletzt für die Redaktion des Blattes Revista de Catalunya zuständig. Seit dem Regionalvotum vom 21. Dezember ist es damit im vierten Versuch gelungen, eine handlungsfähige Exekutive zu bestimmen. Wäre auch der misslungen, hätte es Neuwahlen geben müssen. Lutz Herden
Griechenland
Banken-Crashtest

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Die Evaluierung galt den vier systemrelevanten griechischen Geldinstituten Piräus Bank, National Bank of Greece, Eurobank und Alpha Bank. Ob genügend Eigenkapital vorhanden sei, um für eine Rezession mit einer um zwei Prozent schrumpfenden Wirtschaft gerüstet zu sein, wollten die Kontrolleure der EZB wissen. Auf Basis der Geschäftszahlen von 2017 konnten sie das bestätigen. Die Überprüfung wurde unter anderem damit begründet, dass Griechenland in drei Monaten wieder in die finanzielle Unabhängigkeit entlassen wird. Sie sollte zugleich der Auftakt zum Stresstest für 37 Geldhäuser im Euroraum sein, den die Europäische Bankenaufsicht EBA im November abschließen will. Lutz Herden
G20
Europafahndung

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Erstmals seit der Suche nach RAF-Mitgliedern leitete die Polizei nach den G20-Protesten eine Öffentlichkeitsfahndung ein. Über 100 mutmaßliche Steinewerfer fanden ihr Gesicht in Zeitungen und im Netz. Wie eine Anfrage der Linksfraktion jetzt ergab, ging das BKA im April einen Schritt weiter und übersandte eine Liste mit 24 unbekannten Demonstranten an Dienste in 15 europäischen Staaten. Nun ist die für Terrorismusbekämpfung zuständige „Guardia Civil Counter Terrorism Unit“ in Spanien beauftragt, G20-Demonstranten zu identifizieren. Hamburgs Innensenator Grote (SPD) nennt diese europaweite Fahndung „Neuland“ – die Linkspartei sieht eine Verletzung der Grundrechte. Elsa Koester
Argentinien
Peso im Abwind

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Es kommt einem Eingeständnis des Scheiterns gleich. Der argentinische Präsident Macri sieht sich erstmals in seiner Amtszeit gezwungen, mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) über Kredite zu verhandeln. Deshalb traf Finanzminister Nicolás Dujovne in Washington IWF-Chefin Christine Lagarde. Erneut ist die Nationalwährung Peso in Turbulenzen geraten. Um einen rapiden Kursverfall in Grenzen zu halten, hat die Zentralbank den Leitzins auf 40 Prozent erhöht, schreibt das Nachrichten-Portal amerika21. Um den Peso zu stabilisieren, ist an Kredite von 20 bis 30 Milliarden Dollar gedacht, die jedoch mit empfindlichen Auflagen für den Staatshaushalt verbunden sein dürften. Lutz Herden
Jugendämter
Kindeswohl in Gefahr

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Zu wenig Personal für zu viele Fälle, für Hausbesuche fehlt die Zeit. Wenn es um den Einsatz gegen Kindesmisshandlung geht, sind die Jugendämter oft überfordert, das ist das Ergebnis einer Studie der Hochschule Koblenz. Eine Fachkraft betreut hierzulande zwischen 50 und 100 Familien, manchmal sogar mehr. Im Allgemeinen Sozialen Dienst, dem Bereich, der Kinder und Jugendliche vor Gewalt, Verwahrlosung und Missbrauch schützen will, arbeiten 13.400 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Bundesweit benötigt der ADS 16.000 zusätzliche Mitarbeiter, stellt die Studie fest. Neben dem Personal mangelt es den Ämtern auch an Räumen für eine geschützte Gesprächsatmosphäre. Martina Mescher