Redaktion
The week
from 5. until 11. March 2020
Rowohlt-Verlag
Protest gegen Woody

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In einem offenen Brief fordern Margarete Stokowski, Sascha Lobo und andere AutorInnen des Rowohlt-Verlags, Woody Allens Memoiren nicht zu veröffentlichen. Zuletzt hatte der Verlag am Erscheinen von Ganz nebenbei zum 7. April noch festgehalten. Dem 84-jährigen Regisseur wird seit Jahrzehnten sexueller Missbrauch etwa seiner Adoptivtochter Dylan Farrow vorgeworfen, juristisch wurden die Vorwürfe nie bestätigt. Der US-Verlag Hachette hat die englische Originalversion Apropos of Nothing aus dem Programm genommen, nachdem Farrow und Allens Sohn Ronan Farrow Kritik geübt und Dutzende Mitarbeiter der Verlagsgruppe aus Protest die Arbeit niedergelegt hatten. Katharina Schmitz
Ukraine
Kehraus

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Der jüngste ukrainische Ministerpräsident aller Zeiten ist Geschichte. Die Rada in Kiew hat Oleksij Hontscharuk (35, Foto) aus dem Amt entlassen, ebenso Finanzministerin Markarowa. Offizielle Begründung: Präsident Selenskyj und die Regierungspartei „Diener des Volkes“ hätten das Vertrauen in ihre Politik verloren. Nachfolger Denis Schmihal (44), ein Ex-Energiemanager, soll nun den Eindruck korrigieren, die Korruptionsbekämpfung sieche dahin. Zudem muss er Verhandlungen mit dem IWF so führen, dass die Ukraine nicht weiter in Schulden versinkt. Staatschef Selenskyj braucht Erfolge, soll sein Ansehen keinen Schaden nehmen. In diesem Land kann Macht schnell erodieren. Lutz Herden
Rüstungsexporte
Deutsche Waffen boomen

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Die Stockholmer Friedensforscher am Institut Sipri untersuchen im Fünfjahreszeitraum die langfristige Entwicklung des weltweiten Handels mit schweren Waffen und Waffensystemen. Für die Bundesrepublik verzeichnet Sipri eine Zunahme um 17 Prozent gegenüber dem Zeitraum von 2010 bis 2014. Damit ist Deutschland weiter der viertgrößte Waffenexporteur weltweit. Linkspartei und Grüne kritisierten, dass die Bundesregierung trotz anderslautender Behauptungen keine zurückhaltende Rüstungspolitik betreibe. Die Grünen fordern ein verbindliches Gesetz zur Kontrolle von Rüstungsausfuhren, während die Linkspartei für ein gesetzliches Verbot von Rüstungsexporten eintritt. Martina Mescher
Israel
In der Wahlschleife

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Entgegen dem Anschein am Wahltag hat das Parlamentsvotum am 2. März das Patt in Israel fortgeschrieben. Der um Benjamin Netanjahu gescharte Rechtsblock verfügt über 58 Sitze in der Knesset und verfehlt so die Mehrheit. Die zentristische Allianz um Benny Gantz kann mit 55 Mandaten ebenfalls nicht regieren und lehnt eine Große Koalition ab, solange Netanjahu der Partner wäre. Da gegen den Premier am 17. März ein Korruptionsprozess beginnt, besteht ohnehin die Möglichkeit, dass es ihm juristisch untersagt wird, sein Amt auszuüben. Um das entsprechende Gesetz durchs Parlament zu bringen, wären die Stimmen der erstarkten Vereinten Liste (15 Sitze) arabischer Parteien nötig. Lutz Herden
Belgien
Marode Meiler

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Bröselnder Beton, Haarrisse in den Druckbehältern, Belgiens Atomkraftwerke sind seit Jahren umstritten. Die „Steinzeitmeiler“ Doel 1 und Doel 2 sind seit 1975 in Betrieb. Eigentlich hätten sie 2015 geschlossen werden sollen, aber damals verabschiedete das Parlament eilig eine Laufzeitverlängerung um zehn Jahre. Umweltverbände klagten dagegen. Nun hat Belgiens Verfassungsgericht das Gesetz gekippt und setzte eine Frist bis Ende 2022, bis dahin müssen Auflagen nachgeholt und ein neues Gesetz verabschiedet werden, sonst wird abgeschaltet. Das könnte knapp werden, seit 2018 hat das Land eine geschäftsführende Minderheitsregierung ohne Möglichkeit zur Gesetzgebung. Martina Mescher