Dass zielloses Umherwandern in Städten zur „revolutionären Umgestaltung der Welt“ beitragen könnte, wie der französische Autor und Filmemacher Guy Debord einst schrieb, erscheint auf den ersten Blick vermessen. Debord war 1957 Mitbegründer der Situationistischen Internationalen, einer Gruppe von Künstlern und Intellektuellen, die auch den Begriff „Psychogeografie“ prägte, eine Mischung aus hochtrabender Avantgarde-Theorie und politischem Aktivismus. Inspiriert von den Collagen der Dadaisten und Surrealisten schnitt Debord für einen „Psychogeografischen Stadtführer für Paris“ Schnipsel aus dem Stadtplan aus und setzte sie nach dem Zufallsprinzip neu zusammen. Die dabei entstandenen Spazierrouten sollten eine spontane, zweckentfremdete Erfahrung des urbanen Raums ermöglichen und so die vo…
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