Redaktion
The week
from 24. until 30. January 2019
Frankreich
Aufstand der Einäugigen

Foto: Nicolas Tucat/AFP/Getty Images
Während die Gelbwesten am elften Protesttag in Folge über 69.000 Menschen auf die Straßen Frankreichs brachten, mobilisierten nun erstmals auch ihre Kritiker. „Gegen die Gewalt“ war das Motto des „Republikanischen Marschs der Freiheiten“, an dem sich in Paris bis zu 10.000 Menschen in roten Schals beteiligten. En Marche rief zwar nicht offiziell zu den „Rotschal“-Protesten auf, aber ihr Initiator Laurent Soulié steht der Regierungspartei nahe. Gewalt erfuhren die Gelbwesten derweil ihrerseits: Ihr Sprecher Jérôme Rodrigues wurde bei Protesten in Paris von einem polizeilichen Geschoss am Auge verletzt. Etliche gelbe Demonstranten haben durch Gummigeschosse bereits ein Auge verloren. Elsa Koester
Kongo
Warlords und Ebola

Foto: Luis Tato/AFP/Getty Images
Die Demokratische Republik Kongo hat nach 18 Jahren unter Joseph Kabila einen neuen Präsidenten, am Donnerstag wurde Félix Tshisekedi in Kinshasa vereidigt. Das Ergebnis der Präsidentschaftswahl wurde nach Ansicht vieler Beobachter manipuliert. In zwei großen Regionen, Beni und Butembo, wurde die Abstimmung wegen des Ausbruchs von Ebola ausgesetzt. Der Kampf gegen die Epidemie findet wegen des Bürgerkriegs unter erschwerten Bedingungen statt. In vielen Teilen des Kongo herrschen Milizen, Vergewaltigungen und Vertreibungen gehören zum Alltag. Tshisekedi kündigte an, er wolle das Land versöhnen. Die ersten versöhnlichen Töne richtete er ausgerechnet an Kabila. Martina Mescher
Studium
Generation ohne Bafög

Foto: Sean Gallup/Getty Images
Die Zahl der Studierenden, Schülerinnen und Schüler, die Bafög beziehen, sinkt, und zwar seit Jahren. Nun hat das Bundesbildungsministerium auf eine kleine Anfrage der Grünen erneut einen Tiefstand bekannt gegeben. 2017 erhielten rund 557.000 Studierende und 225.000 Schülerinnen und Schüler die Ausbildungsförderung, die Zahl der Geförderten ist allein innerhalb der letzten vier Jahre um 180.000 gesunken. Dass die Chancengerechtigkeit gestiegen ist, kann man nicht behaupten. Mehr denn je dominieren Akademikerkinder die Universitäten. Die Regierung hat zwar eine Bafög-Reform angekündigt, mit mehr Antragstellern scheint sie dabei aber nicht rechnen zu wollen. Martina Mescher
Handball-WM
Wachablösung vertagt

Foto: Contrast/Imago
Handball ist ein einfaches Spiel: 14 Menschen rennen 60 Minuten lang einem Ball hinterher, und am Ende kehren die Deutschen schnell zurück zum Fußball. So ist es geschehen, als das deutsche Team bei der Weltmeisterschaft erst im Halbfinale gegen Norwegen deutlich (25:31) und dann im Spiel um Platz drei gegen Frankreich knapp (25:26) verloren hatte. In den Tagen zuvor schien es, als stehe die Wachablösung bevor. Nach jedem deutschen Sieg bejubelte die Presse diesen ansonsten fast zu Tode ignorierten Sport. Die Tagesschau meldete sogar: „Handball ist der neue Fußball.“ Schon das Finale zwischen Norwegen und Dänemark (22:31) war den Medien nur noch eine Randnotiz wert. Christian Baron
Mazedonien
Mehr als ein Namensstreit

Foto: Milos Bicanski/Getty Images
Griechenlands Parlament hat zugestimmt, mit 153 zu 146 Stimmen. Der nördliche Nachbar heißt nicht mehr „Republik Mazedonien“, sondern „Nordmazedonien“. Athen wird sich nicht mehr gegen den Nato-Beitritt des Nachbarn und dessen EU-Beitrittsverhandlungen sperren. Der Namensstreit schwelte, seit Mazedonien 1991 als ehemalige Teilrepublik Jugoslawiens unabhängig wurde. „30 Jahre lang waren wir gefesselt. Der vom Nationalismus auf beiden Seiten gesäte Hass muss endgültig überwunden werden“, sagte Ministerpräsident Alexis Tsipras. Im Vorfeld hatten in Athen Rechte und nationalistische Organisationen zu Zehntausenden gegen die Namensänderung protestiert. Martina Mescher