
Foto: Joel Saget/AFP/Getty Images
Wer spielt nicht gern mit einem Kaleidoskop, schüttelt das Rohr mit seinen bunten Glassteinchen, bis sich durch immer wieder neue Spiegelungen das eine Lieblingsmuster herausbildet?
Mit der Wirklichkeit verhält es sich nicht anders: Wir kneifen die Augen zusammen, fokussieren den einen liebsamen Punkt und belegen Steinchen und Mosaik mit Namen, die unserer Idee des Ganzen entspringen.
Mit Édouard Louis’ drittem Buch Wer hat meinen Vater umgebracht ist es ebenso. Der Autor schärft seinen Blick so lange, konzentriert sich auf Erinnerungssplitter, bis sich aus der planen Oberfläche der Vergangenheit greifbare Erhebungen ausformen, welche die Gegenwart und die eigene Existenz erklärbar machen. …