
Foto: Votos-Roland Owsnitzki/Imago Images
Mit ihrer Single Cemalim ist die Künstlerin Michaela Meise in ein eigentümliches Terrain vorgestoßen. Nicht nur der Anlass ist bemerkenswert – das Lied ist den Opfern und Betroffenen des Hanauer Anschlages 2020 gewidmet – sondern auch die Art der musikalischen Aneignung.
Mit Cemalim greift Meise nicht ein beliebiges Stück auf, sondern, mit Anspielung auf die Hanauer Ereignisse, gezielt eine Totenklage. Refik Başaran hat sie um die Mitte des letzten Jahrhunderts gedichtet und eingespielt, in der Tradition der sozialkritischen „Âşık“ fahrender Sänger*innen. Später machte Erkin Koray das Lied auf Elektronik Türküler („elektrifizierte Volkslieder“, 1974) berühmt, einem zentralen Anadolu-Rock-Album, …