der Freitag
The week
from 31. until 6. January 2021
Folgen des Lockdowns
Bad Hair Months

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Daran hat natürlich keiner gedacht, als nun beschlossen wurde, den Lockdown zu verlängern: unsere Frisur. Man will sich ja nicht zum Sprachrohr der FDP-AfD machen: Aber wenn ich mich so anschaue, führt, glaube ich, kein Weg daran vorbei, die Friseursalons wieder zu öffnen. Meinetwegen nur an bestimmten Tagen, und wie im Frühjahr: nur Waschen, Schneiden; Augenbrauen, Wimpern nicht. Und natürlich mit Maske, gerne auch nur nach einem Schnelltest. Man hülfe nicht nur sich selbst, sondern auch dem Gewerbe. Laut einer Umfrage geriet schon 2020 die Hälfte der 80.000 deutschen Salons in Existenznöte. Dass die Hutindustrie nun profitiert, kann da kein Trost sein. Michael Angele
Armenien/Aserbaidschan
Brüchige Waffenruhe

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Es wäre verfrüht, von Guerillakrieg zu reden, doch kommt es in der Region Bergkarabach immer wieder zu Gefechten zwischen der Armee Aserbaidschans und armenischen Freischärlern. So wurde Ende Dezember bei einem Schusswechsel am Ortsrand von Ağdam ein aserbaidschanischer Soldat getötet. Die im November von Russland vermittelte Waffenruhe hatte eine Demarkationslinie festgelegt, hinter die sich Armeniens Truppen zurückziehen mussten. Laut Verteidigungsministerium in Baku werde sie oft von „illegalen bewaffneten Gruppen“ überschritten. Am1. Dezember räumte Armenien den letzten der seit 1994 in Bergkarabach kontrollierten Bezirke. Lutz Herden
„Feinde“ in der ARD
Westdeutsches Fernsehen

Foto: Stephan Rabold/ARD Degeto/Moovie GmbH
Zum Start des Jahres machte die ARD auf dicke Hose. Feinde hieß das Premiumprodukt. Es hätte heißen sollen: „Nix Neues“. Darf ein Ermittler einen Verdächtigen im äußersten Fall foltern, war die leicht zu beantwortende Frage zweier 90-Minüter, die laut ARD-Eigenlob verschiedene Blicke aufs Thema werfen sollten. Taten sie aber nicht. Am Rande kamen sogar Frauen vor. Trotzdem: Weil Gebühren nicht wie gewünscht steigen, macht man aus für einen Film gedrehtem Material nun zwei? Hat das Zukunft? Kontinuität gab es auch. Gefangen war das Opfer in einer Ernst-Thälmann-Straße in Berlin-Marzahn. Das fanden die Westfernsehen produzierenden Westdeutschen lustig. KL
Es geht um die Wurst
Höhere Fleischpreise

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Bei der Frage, ob mehr Tierwohl durch höhere Fleischpreise zu erreichen wäre, begibt sich die Politik auf dünnes Eis. Tierschützern gälte das als weiterer Beleg dafür, dass die Haltungsbedingungen nicht fundamental verbessert werden. Andere wiederum würden es als neuen Griff des Staates ins Portemonnaie der „kleinen Leute“ empfinden. Trotzdem fordert Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) die Einführung einer Steuer von 40 Cent pro Kilo Fleisch. „Da muss jetzt etwas kommen“, sagte sie. Dass sie die Idee als „Tierwohlabgabe“ bezeichnet, dürfte weder Tierschützer milde stimmen noch die „kleinen Leute“. Christian Baron
Corona in Südkorea
Dritte Welle

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Wären im Januar Wahlen, könnte Präsident Moon Jae-in nur noch mit 36 Prozent rechnen. Grund für seine fallenden Sympathiewerte ist die sich mit dem Jahreswechsel anbahnende dritte Pandemiewelle. Erstmals seit Juli gab es wieder mehr als 1.000 Neuinfektionen pro Tag. Bis dahin hatte die Regierung auf „Wunsch der Wirtschaft“, hieß es offiziell, die Prävention deutlich heruntergefahren. Vorschnell, wie sich zeigt. Bei einem massiven landesweiten Corona-Ausbruch könne das Land vor einem Kollaps seines Gesundheitssystems stehen, so der zuständige Minister Park Neung-hoo. Es gibt zwar keinen Lockdown, aber ein verschärftes Regime des Social Distancing. Lutz Herden